Dario Zaffaroni
BIBLIOGRAFIA
2015
Presentazione di Stefano Cortina a Dario Zaffaroni

Attention!  German translation

LINIE FARBE FLÄCHE

Es ist kein Zufall, wenn ich hier den Titel der berühmten Abhandlung von Wassily Kandinsky aus dem Jahre 1925 paraphrasiere. Neunzig Jahre später bietet sich diese Definition aktueller denn je an, um die Genesis des Werkes des Mailänder Künstlers Dario Zaffaroni, Jahrgang 1943, zu beschreiben und zu analysieren.
Nach seiner Ausbildung zum Industrial Designer nähert er sich der Kunst über den Kontakt und die Auseinandersetzung mit Vertretern jener Generation, die seit den frühen Sechzigerjahren neue Kommunikationssprachen erforschen und erproben, indem sie auf Materialien zurückgreifen, die in der Kunst normalerweise nicht verwendet werden. Das führt dazu, dass diese neuen mutigen Pioniere von den Wegen der klassischen Malerei abkommen. Freilich greifen sie auf die Studien und Experimente ihrer Vorgänger zurück, die ihnen in gewisser Weise den Weg bereitet haben, so wie es beim Fortschritt in den Bereichen Wissenschaft und Kultur immer der Fall war. Die Erfahrung des Bauhauses zieht eine ideale Grenze, jenseits derer zahlreiche künstlerische Strömungen entstehen, die nicht unbedingt dem Diktat der Schule von Weimar und später dem von Dessau folgen. Nun wagt man sich weiter, man will nicht nur die Darstellung studieren, sondern auch die Farbe, als reine Form der Kunst. Daher das Licht und die Bewegung, die Kunst als optischer und kinetischer Ausdruck der Wahrnehmung: Bauhaus, De Stijl über die Erkenntnisse von Paul Klee, von Wassily Kandinsky, Josef Albers und László Moholy-Nagy bis zu den Vätern der Op Art, Victor Vasarely und Jesus Rafael Soto.
In den Sechzigerjahren frequentiert der blutjunge Zaffaroni in Italien die extreme Avantgarde, angeführt von Dadamaino, mit der er eng befreundet ist. Ebenso zu seinen Freunden zählen Gianni Colombo, Grazia Varisco, Mario Nigro und Jorrit Tornquist, um nur einige zu nennen. Er macht sich ihre Studien zunutze und konzentriert sich auf das Hauptthema seiner Recherchen, die Suche nach der Farbe und - durch die Wahrnehmung derselben – nach dem optischen und kinetischen Eindruck, der daraus folgt. Ganz dem Geist dieser schaffensreichen Periode aufgeschlossen, geht er mit Dadamaino eine tiefe Bindung ein, der er zunächst assistiert, bis er gemeinsam mit ihr wichtige Projekte wie «Campo Urbano» am 21. September 1969 in Como umsetzt. An diesem Abend werden in der Nähe des Seeufers vor der Stadt an die tausend phosphoreszierende schwimmende Fliesen auf das Wasser gesetzt. Diese künstlerische Performance wird von Ugo Mulas fotografisch verewigt und geht in die Geschichte ein. Oder wie im Jahr darauf auf Einladung des Centre National d’Art Contemporain in Paris die Teilnahme am Wettbewerb für eine vorübergehende dekorative Gestaltung des Place du Châtelet, mit 20 «Environnement lumino-cinétique», wo sie nach dem Projekt von Christo den zweiten Platz errungen haben. Die Recherchen und das wissenschaftliche Studium der Farben und Farbkombinationen war sicherlich durch das außerordentliche Werk von Dadamaino aus dem Jahr 1966 beeinflusst, das den Titel «La ricerca del colore» (Die Untersuchung der Farbe) trug: hundert Tafeln, 20 x 20 cm, in denen die Farbkombinationen mathematisch zu einer quadratischen Installation angeordnet waren, die heute komplett im Depot des Mart in Rovereto verwahrt wird. Auch diese Erfahrungen sind für die Recherchen von Zaffaroni ausschlaggebend, der sich endgültig dem Studium der chromatischen und kinetischen Wahrnehmung verschreibt, wo die Geometrie der Linien und die Veränderung der Oberfläche in den Augen derer den Eindruck von Wellen vermitteln, die sich dem Werk nähern, es wahrnehmen, sich vor ihm oder durch das Werk selbst bewegen und mit ihm zu einer Einheit verschmelzen.
In seinem Hauptwerk über die Farbenlehre «Kunst der Farbe» schreibt Johannes Itten 1961: «[…] wer sich im Studium der Farben üben möchte, kann - nachdem er einige Übungen über die Primärfarben gemacht hat, - auf freie Farbkombinationen übergehen, die irgendwo in der Natur, in den Meisterwerken der Kunst und in beliebigen Kunstwerken aufscheinen, um die eigene Wahrnehmung durch eine exakte Wiedergabe immer mehr zu verfeinern und zu kontrollieren. So wie bei subtileren Fabrikationsprozessen zu einem gewissen Zeitpunkt die Regeln und die Vernunft nicht mehr zu Hilfe kommen und die Intuition des Individuums eingreift, ohne die die gewünschten Ergebnisse nicht erreicht werden könnten, sind die künstlerisch signifikanten Farbkombinationen und Farbzusammenstellungen nur mit Hilfe einer chromatischen Sensibilität realisierbar. Im Allgemeinen ist die Farbsensibilität subjektiv und eine Frage des persönlichen Geschmacks. […]». Somit kommen wir zum menschlichen Aspekt, nicht nur bezüglich des Empfangenden, sondern vor allen Dingen des Schaffenden, desjenigen, der formt und umsetzt. Somit ist das nicht nur eine rein wissenschaftlich-stilistische Übung, sondern ein echter künstlerisch-malerischer Eingriff, nicht im Sinn der kanonischen Regel Palette/Farbtuben/Leinwand, sondern im Aufbau eines Bildes für eine visuelle Wahrnehmung des Raums und der chromatischen Vibrationen, welche die Farbe auslöst.

It is no coincidence that I wanted to paraphrase the title of the famous essay by Wassily Kandinsky published in 1925. After ninety years that definition is more relevant than ever to introduce the genesis and an analysis of the work of Dario Zaffaroni, born in Legnano in 1943. His training comes from Industrial Design, the resulting approach to art leads him to frequent and deepen his knowledge of that generation which since the early 1960s has been studying and experimenting with new communication languages through the use of materials not usuallydedicated to art and which distanced these new courageous pioneers from the paths of classical painting as it was conceived until then. They certainly benefit from studies and experiments, as has always been the case in the scientific and cultural progress of those who preceded them and in a certain way guided them.The Bauhaus experience marks an ideal frontier beyond which artistic research is born and thrives, not even strictly linked to the dictates of the Weimar school first and then Dessau. The desire to go further was born, to study not only representation but color as a pure form of art. Hence light and movement, art as an optical and kinetic expression of perception. Bauhaus, De Stijl through the lessons of Paul Klee, Wassily Kandinsky, Josef Albers and Laszlo Moholy-Nagy up to the fathers of Op Art Victor Vasarely and Jesus Rafael Soto. In Italy, in the 1960s, the very young Zaffaroni frequented the extreme avant-gardes represented by Dadamaino, to whom he was linked by an elective affinity, to Gianni Colombo, Grazia Varisco, Mario Nigro, Jorrit Tornquist, just to name a few. And he takes advantage of their studies by moving towards what was fundamentally the main direction of his research, the search for color and through the perception of him the optical and kinetic sense that follows. Sensitive to the spirit that permeates that fruitful period, he formed a profound spiritual partnership with Dadamaino who assisted until he became a co-signatory in important projects such as "Campo Urbano" in Como on 21 September 1969 when, in the evening, they were placed on the waters in front of the city, near the pier, around a thousand floating phosphorescent tiles for an artistic performance that will be immortalized and consigned to history by Ugo Mulas. Or how, the following year, at the invitation of the Center National d'Art Contemporain in Paris, participation in the competition for the temporary decoration of the Place du Châtelet with 20 "Environment lumino-cinetique" where they came second behind Christo's project. The same research and scientific study of colors and their combinations was certainly influenced by the extraordinary work of Dadamaino created in 1966 and called "The search for colour", one hundred 20x20 cm plates where the color combinations were mathematically assembled to form an installation square now preserved in its entirety in the warehouses of the Mart of Rovereto. Also from these experiences, Zaffaroni's research is definitively directed towards studies on chromatic and kinetic perception where the geometry of the lines and the variation of the surface creates receptive-wave suggestions in the visual organs of those who approach, perceive, move near and through the the work merging into a unicum with it. Jhoannes Itten wrote in 1961 in the most important essay on color "Art of colour": "[...] anyone who wants to practice the study of colours, after having carried out some exercises on the primary colours, can move on to free combinations of colours, obtained at will from nature, from masterpieces of art and from any artistic artefact, in order to increasingly refine one's perception and control it through an exact rendering. Just as in the most delicate manufacturing processes, at a given point, the help of rules and reason ceases and the individual's intuition intervenes, without which it would be impossible to achieve the desired results, so the artistically significant combinations and combinations of color areachievable only with the aid of chromatic sensitivity. In general, color sensitivity is a personal fact, connected to subjective taste. […]”. Which leads us to the human factor, not only of those who receive it, but also and above all of those who create, of those who form and create. Therefore not just a mere scientific-stylistic exercise but an authentic artistic-pictorial intervention not in the sense of the canonical palette/tubes/canvas but in the construction of an image for a visual perception of space and of the chromatic vibrations that color induces.

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