Dario Zaffaroni
BIBLIOGRAFIA
2014
Verf�hrerische Oberfl�che

 Verführerische Oberfläche  (Tommaso Trini -2013)

TRANSLATION in GERMAN

Schon dem ersten flüchtigen Blick offenbaren sich die rhythmischen Strukturen von Zaffaronis Bildern als optisch und haptisch verführerisch. Diese Texturen bestehen aus konkav und konvex angeordnetem Geflecht, wodurch sich die Farben in den Oberflächen gewissermaßen zwischen Licht und Schatten einnisten. Es ist offensichtlich, dass die Ausdrucksweise dieses lombardischen Künstlers der Strömung des Percettivismo und seiner vielfältigen Ausläufer zuzuordnen ist, die allesamt für die Sinnesorgane deutliche optische oder synästhetische Reize aussenden. Und in seine Werke fließen auch Elemente der Pop Art ein. Im Unterschied zu den bekanntesten Vertretern der Op Art und des Percettivismo, die den Hightech-Stil auf die Zukunft verschieben, versteht es Zaffaroni, die optisch schrillen Oberflächen mit einer eigenen Handschrift und handwerklichen Resonanzen zu versehen. Hier ist auf das Verhältnis zwischen dem Bild im Sinne einer Fläche, beziehungsweise eines Darstellungsmediums und dem Körper zu verweisen. Es ist bekannt, dass aus dem gestischen Action Painting die körperbetonte Performance hervorging. Doch weniger Beachtung schenkte man dem umgekehrten, aber damit zusammenhängenden Prozess, bei dem sich alle Handlungen eines mehr oder weniger bemalten Körpers in der Anziehungskraft der Bilder und Oberflächen widerspiegeln. Die Body-Art entstand durch die beginnende Verbreitung der Individualmedien und später der Videokunst. Dies bedeutet, dass ein Großteil des Körpereinsatzes in der bildenden Kunst zugleich der Weiterentwicklung technischer Medien gedient hat. Dabei sollte nicht vergessen werden, dass der Percettivismo sich zeitgleich zum Action Painting in den 1950er Jahren entwickelte, wie auch die Performance zur selben Zeit wie die Nouvelle Tendance in den frühen 1960er Jahren entstand. Ihr gleichzeitiges Bestehen zeichnet sich auch im Wesen der Kunstrichtungen ab, denn beide beziehen sich auf einen energetischen Prozess und dessen befreienden Akt. Sie unterschieden sich jedoch in ihrem Verhältnis zu den Medien, denn die Percettivisti strebten formative Aussagen an, während die Performance-Künstler sich als Darsteller informativer Aussagen verstanden. Daher stammt, meiner Meinung nach, der historische Unterschied zwischen dem beständigen Aufstieg der Performer (Dripping, Happening) und der zeitweiligen Isolation der verschiedenen Formen des Percettivismo, dessen Werke wie die der Konzept-Kunst fotografisch nur schwer zu dokumentieren sind. Man beachte nun, wie viel leichter die Oberflächenstrukturen Dario Zaffaronis reproduzierbar sind als die Werke der Op Art, der kinetischen Kunst oder der Minimal Art mit ihren «Primary Structures». Dies bedeutet, dass in den Ebenen seiner Werke unterschwellig figurative Elemente vorhanden sind, erzählerische Ansätze. Die fluoreszierenden Wellen in den Kompositionen des Zyklus Cromodinamiche blinzeln wie Sirenen, von denen wir sagen würden, dass sie gleich Lichtteilchen sowohl wellenförmig als auch korpuskular beschaffen sind. Ausgehend von der Fluoreszenz, die uns vormacht, die Kunstwerke brächten ihr eigenes, nicht reflektiertes Licht hervor, komme ich nun auf das Halbdunkel in den digitalen Drucken der Serie Codice Cromatico Indeterminato zu sprechen. In diesen Werken geht es wie im übertragenen Sinne in der Science-Fiction, um das Aufzeigen digitaler Fenster als Interaktionsfläche für den ganzen Körper, währenddessen der Blick und der Geist über landschaftlich anmutende Bilder hinweg bis an den fernen Horizont schweifen kann. Unsere Sinne lieben das Schwelgen und sind nicht nur die Knollen, aus denen Gestaltung erwächst. Gerne komme ich nun auf einen der ersten «lichtkinetischen» Werkzyklen namens Rulli zu sprechen, den Zaffaroni gemeinsam mit Dadamaino 1969 erschuf. Die Arbeiten mit farbigen Papierrollen leben eher von ethnischen denn von optischen Effekten und sind, meiner Meinung nach, höchst philosophisch. Diese «visuellen Spiele», die man anderswo auch «Gebete» nennen könnte, sind eine Art Wegbegleitung des Betrachters. Dem Kunstsinnigen fällt sofort ihre Ähnlichkeit mit den Gebetsmühlen und -fahnen des tibetischen Buddhismus auf. In der Erfahrung der  Farbkombinationen, die das Drehen mit sich bringt, entdeckt der Nutzer sich selbst. Wir nennen uns katholisch oder jüdisch, um unsere Identität zu definieren, während die Buddhisten von sich sagen, dass sie sich «auf dem Weg befinden». Künstler wie Zaffaroni bezeichnen sich als «Forscher», die keiner Kirche angehören.

Even if you look at them briefly, Zaffaroni's structures immediately appear seductive to the eye, some to the touch. The "textures" are often intertwined between the concave and the convex, the colors nestle in the surfaces like nectar between light and dark. It is very clear that the linguistic bed of this Lombard artist is constituted by the estuary of the art of perceptivism, by the multiple streams, where explicit invitations of optical or synesthetic seduction are usually addressed to the senses of perception - but not only. Waves of pop tide sometimes wash over this work. Zaffaroni has the very personal quality of weaving his mentally ringing surfaces of manual touches and reverberations with artisanal echoes, unlike the main op artists and perceptivists who decline the high-tech style in the future. Brief reflection on the synergies between the image and the body, where by image we mean surface, representation device. Everyone knows how corporal performance arose from action painting. Less attention has been paid to the inverse yet connected process, in which all the actions of the more or less painted body end up being deposited in the magnetism of the image, on the surface. Body art was produced by the first spread of individual media and then by video art. This implies that much of the work of the body in artistic evolution has served, nourishing it, the generational evolution of technological media. It should not go unnoticed that perceptivist art came to the fore at the same time as action painting at the turn of the 1950s, and that performance art was formed at the same time as the nouvelle tendance in the early 1960s – they are therefore coeval as well as ideologically convergent , both founded on the act and energy of a liberating type. However, these movements opposed each other in the alliance with the media, the perceptivists tended to build new educational flashes, the performers tended to become protagonists of the informative flashes. Hence, I believe, the historical gap between the constant rise of performers (dripping, happenings) and the periodic isolation of the various forms of perceptivism.Perceptual and conceptual works photograph poorly. Now note how Dario Zaffaroni's structural surfaces are more reproducible than optical surfaces or kinetic devices or topologically scanned primary structures - it is a sign that elements of figuration, thrills of narration flow under trace on their planes. The undulations in fluorescent pressure within the planes of his Chromodynamic cycles peek out like sirens of which we would say, like photons, that they are as much wave-like as they are corpuscular. Moving on from the fluorescence that deludes us about the potential of works of art to live on their own unreflected light, I enter the semi-darkness of the digital prints of the Indeterminate Chromatic Code cycle, where it is a question, as in science fiction, of computer windows on which to type with all the your body, while you can immerse your sight and mind in sumptuous landscapes as far as distant horizons. Our perceptions love to become lush and are not just bulbs for gestalt gardening. I always return with pleasure to one of the first "luminous-kinetic" cycles that Zaffaroni developed in 1969 together with Dadamaino, namely the Rulli, which seem more ethnic than optical, but I consider them to be the most philosophical. These "visual games" which elsewhere define as "prayers", mean that - by rolling them - similar art objects go a long way together with their users. Faithful of the art immediately notice the similarity of these artifacts with the Tibetan rollers of Tantric Buddhism; then they discover themselves waiting for the color combinations that the rolling has in store. We call ourselves Catholic or Jewish to define an identity, Buddhists call themselves such to understand that they "are on a journey". Artists like Zaffaroni call themselves "researchers" without belonging to churches.

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